Über das Projekt

Trotz der großen Anzahl wertvoller Einzelstudien personen-, institutionen-, wissenschafts- und ereignisgeschichtlichen Charakters, fehlte es lange an einer umfassenden, tiefgreifenden und systematischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Universität Greifswald während der Zeit des Nationalsozialismus.
Im Jahr 2011 rief das Rektorat der Universität Greifswald ein Projekt zur systematischen Erforschung der Geschichte der Universität ins Leben, das in den Jahren 2012 bis 2015 durchgeführt wurde. Das Projekt fragte aus der Perspektive der Akteure nach dem Stellenwert und Rang des Expertenwissens von akademischen Eliten für die Verwirklichung der Ziele des Nationalsozialismus. Im Zentrum des Interesses standen dabei die Indienstnahme und Selbstindienstnahme universitärer Forschung und Lehre für außerwissenschaftliche Zwecke, die Frage der nach der Mobilisierung von Wissenschaft für die Ziele des Nationalsozialismus, nach den Mechanismen, die zu einer neuartigen Konkurrenz der Disziplinen und damit letztlich zu einem Profilwandel der Universität führte.

Die Studie geht auf die drei üblichen Untersuchungsebenen moderner Universitätsgeschichte ein: Institution, Personal und Wissenschaft. Die Entwicklung der einzelnen Einrichtungen der Universität – Häuser, Institute und Haushalte – stand dabei nicht im Mittelpunkt. Die Aufmerksamkeit wurde stattdessen auf die handelnden Personen, mit denen die fachwissenschaftliche Ebene untrennbar verbunden war, gerichtet.
Für das Projekt wurden die Unterlagen des Universitätsarchivs, insbesondere die Personalakten, Promotions- und Habilitationsakten und der Aktenbestand der ehemaligen Kuratorialverwaltung einer neuen Sichtung unterzogen. Ergänzend dazu konnten Unterlagen eingesehen werden, die erst nach Projektbeginn ins Universitätsarchiv überführt wurden. Systematisch ausgewertet wurden die Akten des Bundesarchivs in Berlin und des Militärarchivs in Freiburg. Ergiebig war insbesondere der durch Neuerschließung erweiterte Bestand des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Wichtige Aufschlüsse zu kriegswichtigen Forschungsthemen erbrachten die Förderakten des Reichsforschungsrats. Im Militärarchiv lagern die Akten der Militärärztlichen Akademie. Darüber hinaus konnten Unterlagen in "The National Archives London" aufgefunden werden, die genaueren Aufschluss über die Herstellung von Biowaffen und zur Tätigkeit des Reichsrundfunks gaben.

Trotz intensiver Recherchen konnten nicht alle Fragen gleichermaßen befriedigend geklärt werden. Es bleiben Lücken, die erst künftige Forschungen schließen werden. Die Ergebnisse des Projektes wurden in einer Monographie verarbeitet, die alle auf dieser Website angesprochenen Fragen ausführlich behandelt und mit detaillierten Quellennachweisen belegt. Auf die Nachweisung einzelner Quellen wird hier daher verzichtet.

Henrik Eberle: „Ein wertvolles Instrument“. Die Universität Greifswald im Nationalsozialismus. Böhlau Verlag 2015.

Projektkoordinator

Dr. Dirk Alvermann
info.ns-zeit(at)uni-greifswald.de

Mitarbeiter

  • Dr. Henrik Eberle
  • Jan Mittenzwei
  • Tina Kröger, M. A.
  • Sascha Barz, M. A.
  • Sophia-Thalia Dietrich, M. A.

Wissenschaftlicher Beirat

  • Prorektor Prof. Frieder Dünkel (Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät)
  • Prof. Thomas Konrad Kuhn (Theologische Fakultät)
  • Prof. Harald J. Freyberger (Universitätsmedizin)
  • Prof. Thomas Stamm-Kuhlmann (Philosophische Fakultät)
  • Prof. Klaus Fesser (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)