Die besonderen Beziehungen zur Insel Riems

Die Reichsanstalt für Tierkrankheiten auf der Insel Riems (das heutige Friedrich-Loeffler-Institut) war mit der Universität Greifswald personell eng verbunden. Ihr Leiter Otto Waldmann wurde von der Medizinischen Fakultät 1923 habilitiert, weil sie dessen Kompetenz auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten für die Studierenden nutzbar machen wollte. In den nächsten Jahren folgten weitere Habilitationen leitender Wissenschaftler der Forschungsanstalt, etwa des Spezialisten für Enzymchemie Gottfried Pyl. In der Anstalt selbst machte die Forschung auf dem Gebiet der Tierseuchen nicht zuletzt durch die Vergrößerung des Personals und hohen Mitteleinsatz große Fortschritte. 1938 konnten erstmals Vakzine zur Impfung gegen die Maul-und-Klauenseuche produziert werden. Mit Kriegsbeginn wurde die Arbeit der Anstalt zunächst eingestellt, 1940 aber wieder aufgenommen. Um die militärischen Virusforschungen voranzutreiben, wurden weitere Spezialisten auf die Insel versetzt, zum Beispiel der Veterinär Heinz Röhrer, der die Abteilung für Histologie übernahm. Seit 1943 war Röhrer zugleich Dozent an der Universität Greifswald.
Ab 1942 entwickelte die Anstalt gemeinsam mit dem Heereswaffenamt einen Erreger, der Maul-und-Klauenseuche bei Rindern hervorrief. Dieser wurde auf einer Insel im Peipussee im Sommer 1943 erfolgreich getestet. Wenig später standen ein Flüssigpräparat und Trockenmaterial zur Verfügung. Dieses war bei einer Verdünnung von 1:10000 noch immer tödlich, wie Versuche an Rindern bewiesen. Großflächige Versuchsreihen waren 1944 vorgesehen, das Testgelände wurde jedoch von der Roten Armee kurz vorher eingenommen.
1945 wurde die Forschungsanstalt demontiert. Ihr Leiter Otto Waldmann verweigerte die Übersiedlung in die Sowjetunion. Waldmanns ehemaliger Stellvertreter Heinz Röhrer baute eine Produktionsstätte für Vakzine in Anhalt auf. 1948 wurde er mit dem Wiederaufbau einer „Forschungsanstalt für Tierseuchen“ auf der Insel Riems betraut. Ab 1950 lehrte er wieder an der Universität Greifswald.