Ausbau der Diabetologie

Die Einrichtung eines mit der Universität eng verbundenen Diabetikerheims ging 1930 auf eine Initiative des Internisten Gerhardt Katsch zurück. Gemeinsam mit der Inneren Mission übernahm er ein bankrottes Fürsorgeheim in Garz auf Rügen, das künftig als „mildtätige Stiftung“ geführt wurde. Durch Verträge mit den Krankenkassen entwickelte sich das Heim rasch zu einer einzigartigen Kureinrichtung, in der Diabeteskranke „eingestellt“ und geschult wurden. Als nach 1933 die caritativen Einrichtungen der Kirchen in Staatsbesitz überführt wurden, scheute Katsch nicht davor zurück, die Innere Mission zugunsten staatlicher Stellen herauszudrängen. Versprochen wurde ihm im Gegenzug die Errichtung eines spezialisierten, großen, Krankenhauses. Das Bauvorhaben wurde nie verwirklicht. Katsch trieb die Forschungen jedoch trotzdem voran und drängte seine Assistenzärzte, sich in dem neuen Fach zu spezialisieren. 
1936 wurde auch ein neues Laborgebäude in Betrieb genommen, um dessen Ausstattung es mit dem Ministerium zu jahrelangen Querelen kam.

Die große Zahl von Patienten regte zu verschiedenen statistischen und genealogischen Studien an, mit denen mehrere Ärzte promoviert wurden oder sogar ihre Habilitation bestritten. Katsch selbst nahm 1939 grundsätzlich zu den hier aufgeworfenen Fragen Stellung, als nationalsozialistische Wissenschaftler die Sterilisierung von Diabeteskranken forderten. In einer populär gehaltenen Schrift wandte er sich an die Patienten und griff die schematischen Vorstellungen zur Vererbbarkeit der Krankheit an. Dabei konnte er auf die vielen Studien seiner Mitarbeiter Bezug nehmen, die nachgewiesen hatten, dass der Erbgang der Krankheit überaus komplex und mit Sterilisierungen nicht zu verhindern war. Es ist auffällig, dass die Broschüre in einer verständlichen Sprache gehalten war, so dass Patienten, Ärzte und Juristen sie problemlos verstehen und mit ihrem Inhalt beispielsweise vor Erbgesundheitsgerichten argumentieren konnten.