Wege im Exil

Zur Lage nach dem Ausscheiden der durch personelle Säuberungen entlassenen Universitätsangehörigen aus Greifswald ist bisher wenig geforscht worden. In jüngster Zeit gab es durch Ralf Ewert und seine Mitarbeiter neue Aufklärungsversuche hinsichtlich der Dozenten der Medizinischen Klinik Alfred LublinHeinrich Lauber und Viktor van der Reis. Lublin emigrierte nach Bolivien, wo er als Arzt arbeitete. Lauber ging nach England, wohin bereits andere Angehörige seiner Familie geflohen waren. Später war Henry Lauber Chefarzt der inneren Abteilung des German Hospital in London. Van der Reis hatte bereits 1928 eine Stelle als leitender Arzt in einem Danziger Krankenhaus angetreten. Ihm wurde 1935 gekündigt. Nach häufigen Schikanen brachte man ihn in ein Konzentrationslager. Van der Reis gelang die Flucht, über Italien emigrierte er nach Brasilien, wo er wieder als Forscher tätig war. Der Kinderarzt und Virologe Paul von Gara hielt sich Anfang 1933 zu einer Weiterbildung an der Universität Halle auf und ging in seine Heimat Südtirol zurück. Noch im selben Jahr erhielt er eine Assistentenstelle an der Universität Mailand. 1939 wanderte er in die USA aus, wo er sich als Allergologe in New York niederließ. Sein bekanntester Patient war der US-Präsident John F. Kennedy. Der Zoologe Ernst Matthes wurde 1937 wegen seiner jüdischen Ehefrau in den Ruhestand versetzt. Bereits vorher hatte er intensive Kontakte zur Universität von Coimbra (Portugal) geknüpft, an der er seine Arbeit fortsetzen konnte. Auch der Kunsthistoriker Clemens Sommer verlor seine Stellung wegen seiner jüdischen Ehefrau. Nachdem ihm ein Stipendium verweigert wurde, trat er 1938 eine „Vortragsreise“ nach Schweden an und reiste in die USA weiter. 1939 ernannte ihn die University of North Carolina zum Gastprofessor. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er im Auftrag des Staates North Carolina ein Kunstmuseum auf.