Ernst Matthes

Quelle: Archiv

* 8. August 1889 Marienburg (Westpreußen) 
† 10. September 1958 Heidelberg
Vater: Geheimer Baurat
Konfession: evangelisch

Die Reifeprüfung legte Matthes 1908 am Elisabethgymnasium in Breslau ab. Danach arbeitete er ein halbes Jahr in einer Fabrik und schrieb sich an der TH Charlottenburg für das Fach Maschinenbau ein. 1909 wechselte er an die Universität Breslau, um Naturwissenschaften zu studieren. Hier wurde er 1912 mit einer Dissertation zur Entwicklung des Kopfskeletts der Sirenen bzw. Karibik-Seekühe („Die regio ethmoidalis des Promorialkraniums von Manatus latirostris“) zum Dr. phil. promoviert. Im gleichen Jahr erhielt er eine planmäßige Assistentenstelle. Im August 1914 meldete sich Matthes als Kriegsfreiwilliger zum Feldartillerieregiment 21, das überwiegend im Stellungskrieg an der Westfront, aber auch kurzzeitig an der Isonzofront eingesetzt war. Matthes diente zunächst als Kanonier, wurde aber rasch zum Leutnant befördert (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse). Für das Fach Zoologie wurde er 1920 habilitiert, 1924 folgte die Ernennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor. Den Ruf auf das Ordinariat für Zoologie an der Universität Greifswald nahm er 1927 an und wurde zum Direktor des Zoologischen Instituts und Museums ernannt. Gemeinsam mit Erich Leick trieb er den Ausbau der Biologischen Forschungsanstalt Hiddensee voran, die er in das Beobachternetz für den Vogelzug integrierte. 1935 wurde Matthes zum Präsidenten der Deutschen Zoologischen Gesellschaft gewählt. Ende 1935 nahm er einen Ruf auf eine Professur an der Universität Coimbra an und wurde beurlaubt. Da Matthes mit einer jüdischen Ehefrau verheiratet war, folgte 1936 die für Deutschland gültige Versetzung in den Ruhestand.
Matthes forschte zur vergleichenden Anatomie und zur Physiologie des Geruchssinns. Er galt als Spezialist für wirbellose Tiere und Amphibien. 1931 überarbeitete er den Leitfaden seines Mentors Willy Kükenthal für das zoologische Praktikum, der bis in die 1970er Jahre aktualisiert und nachgedruckt wurde.

O.: Offiziersverein des Feldartillerieregiments 21; am 1. November 1933 Eintritt in den Stahlhelm, im Januar 1934 in die SA überführt (Dienstgrad Sturmmann), im Dezember 1934 in die Reserve versetzt.
Q.: UAG PA 109 Matthes; BA R 4901/13271 Karteikarte Matthes; Kürschner.