Hans Pichler

Quelle: Archiv

*26. Februar 1882 Leipzig 
† 10. November 1958 Mehlem bei Bonn
Vater: Komponist
Konfession: katholisch

Nach dem Abitur in Karlsruhe studierte Pichler ab 1901 Philosophie in Straßburg, Berlin und Heidelberg. Hier promovierte er 1906 mit der Dissertation „Über die Arten des Seins“. Die philosophischen Studien setzte Pichler in Wien fort und veröffentlichte in der Folgezeit mehrere ontologische Schriften (Erkennbarkeit der Gegenstände, 1909; Christian Wolffs Ontologie, 1910). Später wandte er sich der Logik zu und publizierte zur Geschichte der Philosophie vor allem über Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716). An der Universität Graz wurde Pichler 1913 habilitiert. Als Kriegsfreiwilliger meldete er sich 1915 zu den Tiroler Kaiserjägern und wurde nach der Teilnahme an mehreren Schlachten zum Leutnant befördert (ausgezeichnet mit der Tapferkeitsmedaille und dem Goldenen Verdienstkreuz mit Krone). 1917 wurde er zum Amt für Volksernährung versetzt. Nach der Demobilisierung kehrte er an die Universität Graz zurück und wurde 1921 zum beamteten außerordentlichen Professor ernannt. Im selben Jahr wurde er auf eine ordentliche Professur für Philosophie an die Universität Greifswald berufen. Neben rein philosophischen Studien äußerte sich Pichler zu aktuellen Fragen, etwa zur Absage Hitlers an die „Objektivität in der Politik“ (Blätter für deutsche Philosophie, Bd. 7, 1934 S. 259–264) und schrieb eine durchaus erhellende lebensphilosophische Broschüre mit dem Titel „Besinnung über Glück und Unglück“ (1936). 1937 wurde Pichler die Prüfungsbefugnis aberkannt, weil er als  sogenannter Mischling 2. Grades galt. Darüber hinaus wurde er von Angehörigen des Sicherheitsdiensts der SS und Mitarbeitern des Amts Rosenberg beobachtet, die wegen dessen „katholischer“ und „demokratischer“ Einstellung die Entfernung von der Universität verlangten. Seine Lehrtätigkeit war trotz solcher Anfeindungen und Zurücksetzungen kaum beeinträchtigt, wie Pichler 1946 rückblickend feststellte. Wegen einer Tuberkuloseerkrankung ließ er sich 1948 entpflichten und siedelte später in die Bundesrepublik über.

O.: ohne
Qu.: UAG PA 247 Pichler, K 734; BA Berlin R 4901/13273 Karteikarte Pichler, R 4901/12444.