Paul Metzner

Quelle: Archiv

* 18. Januar 1893 Bad Warmbrunn (Schlesien) 
† 5. Mai 1968 Gatersleben
Vater: Buchdruckermeister
Konfession: evangelisch, später gottgläubig

Nach dem Besuch der 8-Klassenschule trat Metzner in das Volksschullehrerseminar Bautzen ein. Er bestand die Abschlussprüfung und legte wenig später auch die Reifeprüfung ab. Bei Kriegsausbruch meldete er sich freiwillig, wurde jedoch aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt und arbeitete für das Rote Kreuz. Seit dem Sommersemester 1915 studierte Metzner Biologie, Physik und Chemie an der Universität Leipzig. Im Juli 1916 wurde er als Sanitäter dienstverpflichtet und sowohl an der Front als auch in verschiedenen Lazaretten eingesetzt. Nach der Demobilisierung setzte er das Studium in Leipzig fort und wurde 1920 mit einer Dissertation zur Reaktion von Bakterien (Spirillen) auf bestimmte Reize zum Dr. phil. promoviert. Eine Stelle als Assistent erhielt er 1922 am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Berlin. Hier habilitierte er sich 1923 mit einer Arbeit über die Bewegungsmechanik der Spermatozoiden von Farnen und Moosen und klärte damit die Frage der Geißelbewegung. Wegen der Abwesenheit des Lehrstuhlinhabers vertrat Metzner die Professur mehrfach. Obwohl Metzner vor allem zu mikroskopischen Untersuchungsmethoden publizierte, wurde er 1929 auf eine außerordentliche Professur für Pharmakognosie an die Universität Tübingen berufen. Die Berufung auf eine ordentliche Professur für Botanik an der Universität Greifswald erfolgte 1930. Hier setzte er die Studien zur Reizphysiologie fort und regte zahlreiche Studien zu induzierten Stoffwechselvorgängen in Pflanzen an, etwa durch Licht-, Schwerkraft oder andere physikalische Reize. Dem allgemeinen Trend folgend, verschob sich der Forschungsschwerpunkt zu Stoffwechselvorgängen unter Einfluss chemischer Verbindungen, z. B. von Hormonen. Dieses Programm wurde durch eine Reise nach Ostasien unterbrochen. Hier interessierte sich Metzner vor allem für die Kulturpflanzen auf Java und die Kultivierung der Ananas auf Hawai. An der Universität von Honolulu lehrte Metzner 1932/33 als Gastprofessor. Nach der Rückkehr stellte Metzner die Botanik in den Dienst der Autarkiebestrebungen des Regimes und erreichte durch die Vernetzung mit der Landesbauernschaft und zentralen Behörden 1942 die Gründung eines Landwirtschaftlichen Laboratoriums. Durch Metzners Initiative übernahm die Universität das Gut Koitenhagen 1938 in Eigenregie, was sich für die Kliniken im Hinblick auf die Versorgung der Patienten mit Milch und anderen landwirtschaftlichen Produkten als Glücksfall erweisen sollte. Hier wurden später mit Hilfe von russischen Kriegsgefangenen aber auch Anbauversuche in großem Stil durchgeführt. Für die Anlage des Botanischen Gartens (speziell des Arboretums) setzte Metzner ebenfalls mehrere Dutzend russische Kriegsgefangene ein. Von 1938 bis 1945 amtierte er als Dekan der Philosophischen Fakultät und trieb die Berufung von Nationalsozialisten aktiv voran. Metzner diente von 1939 bis Januar 1940 als Sanitätssoldat im Reservelazarett Lubmin, war aber danach für die Universität unabkömmlich gestellt. Nach Kriegsende trieb er die Schaffung einer Landwirtschaftlichen Fakultät voran und entwickelte deren Struktur. Weil als nationalsozialistisch belastet eingestuft, konnte er jedoch keinen Einfluss auf die Stellenbesetzung nehmen. Er wurde im März 1946 durch die Landesregierung entlassen, aber mit Forschungsaufträgen weiterbeschäftigt, u. a. zur Stickstoffanreicherung im Boden und zum Anbau von Ölsaaten. Seit 1949 nahm Metzner eine Stelle als Leiter der physikalisch-physiologischen Abteilung am Institut für Kulturpflanzenforschung in Gatersleben in Sachsen-Anhalt an. Neben der Leitungstätigkeit interessierte er sich selbst vor allem für die Auswirkungen von Strahlung auf pflanzliche Substrate.

O.: 1933 Stahlhelm, überführt in SA, 1935 NSV, RLB, 1937 NS-Fliegerkorps, 1937 Aufnahme in die NSDAP, NSD-Dozentenbund
Qu.: UAG PA 244 Metzner; Ansprachen anlässlich der Gedenkfeier für Prof. Dr. Paul Metzner, in: Die Kulturpflanze, Bd. 17, 1969, S. 9–24; Welker, Lexikon Greifswalder Hochschullehrer, S. 161.