Wilhelm Richter

*29. November 1892 Köln 
† 14. März 1944 Südabschnitt der Ostfront nördlich Nikolajew
Vater: Regierungsbaumeister
Konfession: evangelisch

Die Reifeprüfung legte Richter 1912 ab. Danach leistete er Dienst als Einjährig Freiwilliger  bei der Infanterie und begann das Medizinstudium in Berlin. Seit August 1914 leistete er  Kriegsdienst auf einem Lazarettzug, danach in verschiedenen Sanitätskompanien. 1915 wurde Richter zum Feldunterarzt befördert und war ab 1917 in einem Sturmbataillon eingesetzt. Er wurde dreimal verwundet und mit hohen Orden dekoriert (u. a. Eisernes Kreuz I. Klasse). Nach einer überstandenen Kampfstoffvergiftung wurde er zur Beendigung des Studiums nach Berlin abkommandiert, wo er an der Charité 1919 eine Assistentenstelle erhielt. Im selben Jahr wurde er mit einer Dissertation „Über Polyurien“ promoviert und legte das Staatsexamen ab. Richter engagierte sich besonders im Kampf gegen Geschlechtskrankheiten und erstellte in der Universitätsfrauenklinik ein Register infizierter Frauen. Ab August 1923 war er Assistent des Chirurgen August Bier und leitete eine dermatologische Abteilung in der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik der Universität, die 1932 in die Universitätshautklinik der Charité eingegliedert wurde. Habilitiert wurde Richter 1931 mit einer Studie zur Entstehung der Psoriasis. Die Ernennung zum nicht beamteten außerordentlichen Professor erfolgte bereits 1933, im Sommersemester 1934 vertrat er den vakanten Lehrstuhl in Bonn. Nach der Rückkehr wurde er zum  Stellvertretenden Direktor der Universitätshautklinik Berlin befördert und zum persönlichen Ordinarius ernannt. Die Berufung zum Ordinarius für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Direktor der Klinik für Hautkrankheiten an der Universität Greifswald folgte 1935. Hier beschäftigte sich Richter zunächst mit Allergien und experimentierte mit Eigenbluttherapien, Blutegeln und verschiedenen Diäten. Nach der Absolvierung von Wehrmachtsübungen wandte sich Richter 1936 der Kampfstofforschung zu. 1937 wurde er zum Leiter der Fachgliederung Wehrmedizin im Reichsforschungsrat ernannt. Gemeinsam mit den Ärzten seiner Klinik führte er seitdem Studien zur Wirkung von Kampfstoffen, insbesondere Lost, an Patienten und Versuchstieren durch. Zum Kriegsdienst eingezogen wurde Richter 1939 als Oberstabsarzt. Im Dezember 1939 erhielt er den Auftrag zur Neuordnung des militärischen und zivilen Gesundheitswesens im gesamten Generalgouvernement Polen. Mit dem Beginn des Kriegs gegen die Sowjetunion ließ sich Richter zur kämpfenden Truppe versetzen und gab seine Position im Reichsforschungsrat auf. 1943 wurde er Divisionsarzt der 302. Infanteriedivision in der neu aufgestellten 6. Armee, mit der er 1944 unterging.

O.: Deutscher Offiziersbund, Offiziersvereinigung des Infanterieregiments 131, 15.2.1933 SA, Sanitätsobertruppführer, Staffelarzt, 1935 Sanitätssturmführer, am 1. April 1933 Aufnahme in die NSDAP (Nr. 1 734 800), Staffelführer im NSKK, Technische Nothilfe.
Qu.: UAG PA 566 Richter; BA Berlin 4901/13274 Karteikarte Richter; R 73/13955; UAB Med. Fak. PA 283 Wilhelm Richter.