Karl Reschke

Quelle: Archiv

* 23. Dezember 1886 Elberfeld 
† 20. Februar 1941 Greifswald
Vater: Schuldirektor
Konfession: evangelisch

Die Reifeprüfung legte Reschke 1905 am Königstädtischen Gymnasium Berlin ab. Er studierte zunächst Alte Philologie, dann Medizin an der Universität Berlin. 1913 erhielt er die Approbation als Arzt und wurde mit einer Dissertation über „Die autoplastische und homoioplastische Transplantation“ zum Dr. med. promoviert. Danach war er Assistenzarzt in der Chirurgischen Klinik der Charité. Im August 1914 meldete sich Reschke als Kriegsfreiwilliger und war in verschiedenen Infanterieeinheiten. Nach dem Dienst als Arzt in einer Kavallerieabteilung (ausgezeichnet mit der Rot-Kreuz-Medaille) wurde er 1915 von der Charité reklamiert und ab Juni 1918 im Lazarett Sedan eingesetzt. 1919 wurde er mit dem Dienstgrad Oberarzt demobilisiert. Er wechselte 1919 als Assistenzarzt an die Chirurgische Universitätsklinik Greifswald, wo er 1921 zum Oberarzt ernannt und habilitiert wurde. 1926 folgte die Ernennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor. Ab Oktober 1932 war er Chefarzt der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Bethanien in Berlin und schied 1934 aus dem Lehrkörper der Universität Greifswald aus.
Reschke gehörte zu den streitbaren Vertretern seines Fachs. So plädierte er für eine deutliche Ausweitung chirurgischer Behandlungen und empfahl zum Beispiel eine sehr schnelle Operation des Wurmfortsatzes des Blinddarms und riet zur sofortigen Operation blutender Magengeschwüre. Da er diese Forderung mit Sterbestatistiken von nicht-operativ behandelten Patienten untermauerte, wurde er heftig angefeindet. (Chirurgische Indikationen für Ärzte und Studierende, Bd. 1, 1931; Bd. 2 wurde nicht veröffentlicht). Innovativ war seine vorgeschlagene Operationsmethode des X-Beins durch das Einschlagen von Elfenbeinstiften in der Nähe der Wachstumslinien. 1935 wurde Reschke zum ordentlichen Professor für Chirurgie und Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik in Greifswald berufen. Wenige Tage nach seiner Berufung folgte die Ernennung zum Rektor. Im Sinne des zeitgenössischen Postulats vom nationalsozialistischen Führerrektor trieb er die Entwicklung zu einer Institution voran, die sich der Ostforschung, den Landwirtschaftswissenschaften und der Rüstungsforschung verschrieb. Für sich selbst versuchte Reschke den Neubau einer Chirurgischen Klinik auf dem Ostgelände durchzusetzen, was nicht gelang. Seit 1940 leistete Reschke Wehrdienst als Beratender Chirurg einer Armee im Westen. Er starb nach der Rückkehr 1941 unerwartet an einem Herzschlag in Greifswald.

O.: 1924 Stahlhelm; DNVP bis 1929; 1930 NS-Opferring, 1. Mai 1933 NSDAP; seit 15. Juli 1934 SS, Hauptsturmführer; 1935 Gaudozentenbundführer bis zu seinem Tod, örtlicher Dozentenbundführer bis 1939.
Qu.: UAG PA 563 Reschke; K 887, Blatt 341; R 847; BA Berlin R 4901/13274; Behrendt, Karl Philipp: Die Kriegschirurgie von 1939–1945 aus der Sicht der Beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg, Diss. med. Freiburg 2003, S. 235; Welker, Lexikon Greifswalder Hochschullehrer, S. 192.