Rudolf Mentzel

Quelle: Archiv

* 28. April 1900 Bremen 
† 4. Dezember 1984 Twistringen
Vater: Volksschullehrer
Konfession: gottgläubig

Die Reifeprüfung legte Mentzel 1918 am Realgymnasium Bremen ab, er trat ins Heer ein und wurde 1919 demobilisiert. Er studierte Chemie an der Universität Göttingen. Dort trat er ins studentische Bataillon ein und nahm mit dem Freikorps Wolff an den Kämpfen in Oberschlesien teil (ausgezeichnet mit dem Schlesischen Adler). 1925 legte er das Verbandsexamen ab und wurde zum Dr. phil. („Stereoisomerie und ihre Umwandlungen bei beta-substituierten Dekalinen“) promoviert. Danach arbeitete er als Chemiker in einem Mineralölkonzern. Eine Assistentenstelle erhielt er 1926 bei Gerhart Jander am Chemischen Institut der Universität Göttingen, wo er Aufträge der Reichswehr bearbeitete. 1933 habilitierte sich Mentzel in Greifswald für das Fach „Angewandte Chemie unter besonderer Berücksichtigung des Gasschutzes“. Am 1. November 1933 wurde er zum Abteilungsleiter des KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie ernannt. Nach der Verdrängung Janders von der Institutsspitze wechselte er als ordentlicher Professor an die TH Berlin. Seit Juni 1934 war er jedoch zum Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung abgeordnet, wo er im Juni 1939 zum Ministerialdirektor und Leiter des Amts Wissenschaft ernannt wurde.
1936 verdrängte er den Physiker Johannes Stark von der Spitze der Deutschen Forschungsgemeinschaft und nahm damit eine wichtige Stellung im Reichsforschungsrat ein. Nachdem er 1939 Vizepräsident des Reichsforschungsrats geworden war, avancierte er  1943 zum Leiter des Geschäftsführenden Ausschusses beim Reichsforschungsrat und damit zu dessen Koordinator. Ab 1945 in amerikanischer Gefangenschaft wurde er 1948 entlassen und von einer deutschen Spruchkammer als „minderbelastet“ eingestuft. Danach war er in der Industrie tätig.

O.: 1922 Eintritt in die NSDAP (Nr. nach Wiedereintritt 2937), 1930 bis 1. Juli 1933 Kreisleiter in Göttigen, SA, ab Juni 1932 SS, später befördert zum Brigadeführer, NSV, NS-Altherrenbund, RLB, NSD-Dozentenbund
Qu.: UAG PA 110 Mentzel, Phil./MN Habil. 2; BA R 4901/25065, R 4901/1814, Blatt 351; Grüttner, Lexikon, S. 117 f.