Repräsentation, Selbstverständnis und Selbstinszenierung

Im äußeren Bild der Universität verschwanden unmittelbar nach der „Machtergreifung“ die Symbole der Weimarer Republik. Schon am 12. März 1933 wehte auf dem Hauptgebäude nicht mehr Schwarz-rot-gold. Neben der kaiserlichen schwarz-weiß-roten Fahne wurde die Hakenkreuzflagge aufgezogen. Im selben Monat wurde die Büste des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert aus der Aula entfernt. Schon im Juni 1933 hatte der Senat beschlossen, dass der Lehrkörper in akademischen Veranstaltungen beim Absingen des Horst-Wessel-Liedes den „Hitler-Gruß“ zum Zeichen der Verbundenheit mit der Studentenschaft zeigen sollte. Einen Monat später wurde der deutsche Gruß für Studenten und Professoren empfohlen, am 18. Dezember 1933 wurde er per Verfügung zur Pflicht erhoben. Was die eigene historische Tradition anbelangte, war die Universität schon am Ende des Kaiserreichs in eine Krise geraten, aus der sie sich nicht herausarbeiten konnte. Der Systemwechsel 1933 wirkte sich hier in mehrfacher Hinsicht aus. Zum einen glaubte man, den antiakademischen Vorbehalten des Nationalsozialismus mit einem nationalen Loyalitätsbekenntnis die Spitze nehmen zu können. Zum Teil spiegelte sich das auch in der Namensgebung wider, die den Dichter Ernst Moritz Arndt wie auch die Universität selbst ehren sollte. Zum anderen betrieb man eine selektive Neudeutung der eigenen Geschichte seit dem Friedensvertrag von Versailles, die den „nationalen Geist“ der Universität herausstellte. Im Rahmen der Selbstinszenierung spielte dabei der Kult um den 1932 getöteten studentischen SA-Mann Bruno Reinhard eine zentrale Rolle. Er war während des „Greifswalder Blutsonntags“ bei Auseinandersetzungen mit kommunistischen Arbeitern erschossenen worden. Die Annahme einer neu definierten Rolle als politische und nationale Erziehungsstätte, stellte einen Akt der Selbstindienstnahme dar, nicht nur für die NSDAP, wohl aber für die „nationale Revolution“, deren Anliegen man weitgehend teilte.