Die Theologische Fakultät zwischen "Deutschen Christen" und Bekennender Kirche

In der Wahrnehmung des NSDAP-Gauleiters in Pommern, Franz Schwede-Coburg, waren die Greifswalder Theologen 1935 allesamt „fanatische Gegner des Nationalsozialismus“ – eine Einschätzung, die wissenschaftlicher Überprüfung nicht standhält, wie jüngere Studien von Irmfried Garbe, Martin Onnasch und Werner Klän zeigen.
Das volksmissionarische Anliegen, welches seit dem deutlich zu beobachtenden Rückgang der Kirchlichkeit in den beginnenden 1920er Jahren auch in Greifswald an Unterstützung gewonnen hatte, mündete seit dem Frühjahr 1933 in den Anschluss einiger Fakultätsangehöriger an die „Deutschen Christen“. Die folgende deutsch-christliche Umformung der evangelischen Landeskirche spaltete die Fakultät, in der einige Lehrende der Bekennenden Kirche zuneigten. Das Ringen vollzog sich aber längst nicht nur auf Fakultätsebene, sondern zog weitere Kreise, die in der Darstellung zur Universität nicht erörtert werden konnten.
Die Studierenden wurden am 5. November 1936 in diesen Streit einbezogen, weil der neue Studentenführer Helmut Kreul Nationalsozialismus und Christentum in einer Ansprache auf dem Rubenowplatz als sich gegensätzliche Weltanschauungen mit totalem Ausschließungsanspruch darstellte. Christus sei „ungermanisch“ und daher abzulehnen. Die ohnehin schon wenigen Studierenden der Theologie mussten daraufhin Loyalitätsbekundungen abgeben. Im folgenden Semester sank ihre Zahl auf unter zehn. Erst 1942 gab es wieder relevante Studentenzahlen in der Theologischen Fakultät.
Der Studentenführer wechselte am Semesterende zur Wehrmacht. Dekan Wilhelm Koepp, der sich hinter die Theologiestudenten gestellt hatte, wurde von Rektor Reschke nach diesem Eklat von seinem Amt entbunden. Er widmete sich fortan seinen Forschungen zur germanischen Spiritualität.