Wilhelm Koepp

Quelle: Archiv

* 1. November 1885 Zoppot bei Danzig 
† 27. Dezember 1965 Kleinmachnow
Vater: Eisenbahnvorsteher
Konfession: evangelisch

Koepp besuchte das Humboldtgymnasium in Berlin und studierte an der Berliner Universität Theologie. Die erste theologische Prüfung legte er 1908 ab. 1910 wurde er an der Universität Berlin zum D. theol. mit einer Arbeit über Johann Arndt, sein „wahres Christentum“ und die Mystik im Luthertum promoviert. 1910/11 war er Mitglied des Berliner Domkandidatenstiftes, danach Schlossprediger in Österreich. 1912 bestand er die zweite theologische Prüfung. Danach arbeitete er als Hilfsprediger in Berlin-Lichtenberg. Ende 1912 erhielt er eine Pfarrstelle in Strenz-Naundorf bei Belleben (Provinz Sachsen). Da er nicht kriegsdiensttauglich war, wurde Koepp erst 1917 als Militärpfarrer herangezogen. 1917/19 war er Lazarettpfarrer in Halle (ausgezeichnet mit der Rot-Kreuz-Medaille 3. Klasse und dem Eisernen Kreuz II. Klasse am schwarz-weißen Band). 1919 erhielt er die Inspektorenstelle am Schlesischen Konvikt in Halle. 1920 habilitierte er sich an der Universität Halle mit einer Arbeit über die Mystik und die lutherische Orthodoxie für das Fach Systematische Theologie. Probevortrag und Antrittsvorlesung hielt er über den Geltungswert eschatologischer Aussagen in der Dogmatik und über die religionspsychologische Methode. 1922 erhielt er einen Lehrauftrag für Religionspsychologie und Geschichte der Frömmigkeit. 1922 wurde er zum Ordinarius für Systematische Theologie an der Universität Greifswald berufen. Koepp, der sich neben seinen Forschungen zur Frömmigkeit und Metaphysik vorwiegend mit ethischen Fragen beschäftigte, übte in seinem 1930 veröffentlichten Buch „Die gegenwärtige Geisteslage und die dialektische Theologie“ vernichtende Kritik an der geistigen Situation der Weimarer Republik und den „Verfallsphänomenen der Aufklärungskultur“, wobei er heftig gegen die Theologie Karl Barths polemisierte. Den Ideen der NS-Bewegung stand er aufgeschlossen gegenüber. Koepp verfasste antijüdische Propagandaartikel und engagierte sich stark für die Deutschen Christen. Als Dekan trat Koepp behutsam für eine Reform des Theologiestudiums ein, bei Berufungen konnte er sich mit seinen Vorschlägen nicht durchsetzen und wurde von seinem Amt entbunden. Ideologisch bezog Koepp Stellung für die Ideen Alfred Rosenbergs. Die Entnazifizierung überstand Koepp unbeschadet, 1952 wurde er zum Professor mit Lehrstuhl an der Universität Rostock und zum Direktor des Institutes für Systematische Theologie ernannt. 1954 wurde Koepp emeritiert.

O.: Opferring der NSDAP, NSLB, NSV, 1935 Beirat im Führerrat des Bundes nationalsozialistischer evangelischer Geistlicher, Deutsche Christen, RLB, 1933/34 Mitglied des NSDFB (Stahlhelm); 1945 CDU
Qu.: UAG PA 344 Koepp, BA R 4901/13268; UAH Rep. 27 Nr. 878; Meier, Theologische Fakultäten; Eintrag von „Wilhelm Koepp“ im Catalogus Professorum Rostochiensium.