Hermann Lautensach

Quelle: Archiv

* 20. September 1886 Gotha 
† 20. Mai 1971 Wildbad im Schwarzwald
Vater: Gymnasialprofessor
Konfession: evangelisch-lutherisch

Die Reifeprüfung legte Lautensach 1905 am Gymnasium Gotha ab. Er studierte zunächst Physik, Mathematik und Chemie, später vor allem Geographie an den Universitäten Göttingen, Freiburg und Berlin. 1910 wurde er bei Albrecht Penck mit einer morphologischen Studie zur glazialen Übertiefung des Tessingebietes promoviert. Da Lautensach die wissenschaftliche Laufbahn unsicher schien, legte er 1911 die Prüfung für das höhere Lehramt ab und arbeitete danach als Studienreferendar in Berlin. Eine Studienratsstelle erhielt er 1913 an der Bismarckschule in Hannover. Formal schied er erst 1929 aus dem Schuldienst aus. Lautensach meldete sich jedoch 1915 zum Heer als Kriegsfreiwilliger und wurde in Frankreich, Bulgarien und Rumänien eingesetzt. Seit Januar 1919 war er wieder als Schulrat tätig und übernahm die Neufassung von Lehrbüchern für die Mittel- und Oberstufe und 1927 die Überarbeitung des allgemein gültigen Schulatlanten aus dem Gothaer Perthes Verlag. Während der Ferien hatte Lautensach mehrfach Portugal bereist, wo ein Teil seiner weit verzweigten Familie lebte. 1928 habilitierte er sich an der Universität Gießen mit einer Schrift zu den Küsten Portugals und erhielt eine Assistentenstelle am Geographischen Institut der Universität Gießen. Hier lehrte er als Privatdozent und wurde 1932 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor ernannt. Anfang 1933 brach Lautensach zu einer Zugreise über Sibirien nach Korea auf. In der japanischen Kolonie sammelte er bei zahllosen Wanderungen und Studienreisen mit Unterstützung der Besatzungsmacht derart viel Material, dass ihn die Auswertung mehr als ein Jahrzehnt beschäftigte („Korea. Eine Landeskunde auf Grund eigener Reisen und der Literatur“, 1945). 1934 wechselte Lautensach als planmäßiger außerordentlicher Professor an die TH Braunschweig. Auf Wunsch der Philosophischen Fakultät kam er 1935 an die Universität Greifswald, wo er 1936 zum ordentlichen Professor berufen wurde (Nachfolge Braun). 1937 wurde er zum Dekan ernannt. Der zunächst sehr ehrgeizige Nationalsozialist verlor seinen Enthusiasmus möglicherweise durch eine persönliche Tragödie. Bei einem Autounfall kam seine Frau ums Leben, er selbst wurde so schwer verletzt, dass er sein Lehramt ruhen lassen musste. Lautensachs zweite Frau, eine promovierte Naturwissenschaftlerin, half ihm bei der Fertigstellung des umfangreichen Koreabuches und hielt ihn vermutlich von der Übernahme anderer Aufgaben ab. Kurz vor Kriegsende wurde Lautensach zum Schippeinsatz für Panzergräben abgeordnet. Bereits seit Juni 1945 übernahm Lautensach Forschungsarbeiten für die Rote Armee und ab Herbst 1945 wissenschaftliche Planungsarbeiten für die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern zur Intensivierung der Landwirtschaft, dazu seit April 1946 eine Ausarbeitung über die Wasserläufe in Mecklenburg-Vorpommern. Von der Universität wurde er im März 1946 trotzdem entlassen, so dass Lautensach einen möglichen Wechsel in die Westzonen sondierte. Nach kurzen Stationen an der Dolmetscherschule in Germersheim und der neugegründeten Verwaltungsakademie Speyer übernahm er 1947 eine ordentliche Professur an der Technischen Hochschule Stuttgart, wo er 1954 emeritiert wurde.

O.: Philologenverband (Austritt 1928); 1933 NSLB, 1. Nov. 1933 SA, Scharführer; zum 1. Mai 1937 Aufnahme in die NSDAP (Mitglied Nr. 4 108 325); RLB; NS-Altherrenbund; laut eigener Angabe „seit März 1935 im SD des Reichsführers SS tätig“; im März 1946 Antrag auf Aufnahme in die SED.
Qu.: UAG PA 1429 Lautensach; BA 4901/13270; Beck, Hanno: Hermann Lautensach – Führender Geograph in zwei Epochen. Ein Weg zur Länderkunde, Stuttgart 1974.