Ernst Lohmeyer

Quelle: Archiv

* 8. Juli 1890 Dorsten (Westfalen) 
† 19. September 1946 Greifswald (hingerichtet)
Vater: Pfarrer
Konfession: evangelisch

Lohmeyer besuchte die Stadtschule in Vlotho und das Gymnasium in Herford (Reifeprüfung 1908). Er studierte Theologie, Philosophie und Orientalistik in Tübingen, Leipzig und Berlin. Mit der Dissertation „Der Begriff der Diatheke in der antiken Welt und in der Griechischen Bibel“ wurde er 1912 zum Lic. theol. promoviert. Im selben Jahr bestand Lohmeyer in Münster die theologische Staatsprüfung. Danach leistete er Militärdienst als Einjährig Freiwilliger. In Erlangen wurde er 1914 mit einer Dissertation über „Die Lehre vom Willen bei Anselm von Canterbury“ zum Dr. phil. promoviert. Im Ersten Weltkrieg diente er zunächst in einem Jägerbataillon, später bei der Landwehr (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse und dem Schaumburg-Lippischen Verdienstkreuz). 1918 wurde Lohmeyer in Heidelberg habilitiert. Auf eine außerordentliche Professur für Neues Testament wurde er 1920 an der Universität Breslau berufen. Im Jahr darauf folgte die Beförderung zum ordentlichen Professor. In Breslau übernahm er 1930/31 das Rektorat, und wurde 1932 als amtierender Rektor Ziel von nationalsozialistischen Protesten, weil er Störer aus der Vorlesung des jüdischen Juristen Ernst Cohen von der Polizei entfernen ließ. Nach 1933 trat er demonstrativ für jüdische Kollegen ein und schloss sich der Bekennenden Kirche an. Zum 15. Oktober 1935 wurde Lohmeyer ohne die Angabe von Gründen an die Universität Greifswald versetzt (Nachfolge Jeremias). Ende August 1939 wurde Lohmeyer zu einem Landesschützenbataillon eingezogen. Danach war er in der Heeresverwaltung eingesetzt. u. a. als Stadtkommandant in Belgien. Von Juli 1942 bis August 1943 leitete er die Ortskommandantur Nr. 708 in Slawiansk (Ostukraine). Im November 1943 wurde Lohmeyer für die Universität reklamiert und aus der Wehrmacht entlassen. Nach der Übergabe der Stadt an die sowjetische Armee wurde ihm am 14. Mai 1945 das Rektorenamt übertragen. Wegen der widersprüchlichen Anordnungen der Besatzungsmacht und deutscher Behörden agierte Lohmeyer bei der Entnazifizierung halbherzig, vor allem aber weigerte er sich, Anweisungen der KPD-Kreisleitung entgegenzunehmen. Am Abend vor der Wiedereröffnung der Universität wurde Lohmeyer durch den Sekretär der Kreisleitung Franz Wohlgemuth als Kriegsverbrecher denunziert und vom NKWD verhaftet. Das Verfahren gegen ihn wurde drei Monate später eröffnet, wobei entlastende Aussagen nicht zur Kenntnis genommen wurden. Wegen der Beteiligung an der Partisanenbekämpfung wurde Lohmeyer zum Tode verurteilt und erschossen. Das Verfahren entsprach nicht den Regeln der sowjetischen Strafprozessordnung. Lohmeyer wurde daher 1996 rehabilitiert.

O.: Reichsverband der Kriegsteilnehmer-Akademiker, 1945 Kulturbund, Mitgründer einer Demokratischen Partei in Greifswald, die sich im September 1945 der CDU anschloss.
Qu.: UAG PA 347 Lohmeyer; Bautz; R 4901/13270; Koehn, Andreas: Der Neutestamentler Ernst Lohmeyer. Studien zu Biographie und Theologie, Tübingen 2004