Otto Haendler

* 18. April 1890 Löwenhagen (Ostpreußen)
† 12. Januar 1981 Berlin
Vater: Generalsuperintendent
Konfession: evangelisch

Haendler besuchte Schulen in Bromberg und Potsdam (Reifeprüfung 1908). Den Einjährigen freiwilligen Militärdienst leistete er im Preußischen 5. Garderegiment zu Fuß. Er studierte ab 1909 Evangelische Theologie in Tübingen und Berlin und legte 1913 das erste Examen ab. Danach setzte er die Ausbildung am Domkandidatenstift zu Berlin fort. 1914 wurde Haendler als Leutnant zum Kriegsdienst eingezogen (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse). Bei einem Heimaturlaub bestand er das zweite Examen. Im Kriegseinsatz an der Ostfront wurde Haendler 1915 schwer verwundet. Nach einem zweiten Lazarettaufenthalt wurde er felddienstuntauglich geschrieben und als Domhilfsprediger in Berlin angestellt. In Berlin wirkte er als Lazarettseelsorger, 1918 wurde er Standortpfarrer in Stralsund. 1919 erhielt Haendler eine Pfarrstelle in Gumtow (Prignitz). 1925 wurde er Pfarrer an St. Nikolai zu Stralsund, hier wirkte er zugleich als Militärseelsorger. Mit einer Dissertation über die Christologie des lutherisch-orthodoxen Erlanger Theologen Franz Hermann Reinhold von Frank wurde er im November desselben Jahres in Berlin zum Lic. theol. promoviert. Seit 1927 gab Haendler homiletische und katechetische Seminare am Institut für Praktische Theologie der Universität Greifswald. Mit der Studie „Die Idee der Kirche in der Predigt“ wurde er 1930 habilitiert. Ab 1931 leitete Haendler das Predigerseminar in Stettin-Kückenmühle. Da er dort 1933/34 Schwierigkeiten mit Kollegen bekam, die den Deutschen Christen angehörten, ermöglichte ihm die Theologische Fakultät die Rückkehr an die Universität. Sie forderte ihn für die Lehre an und übertrug ihm 1935 die Pfarrstelle in Neuenkirchen bei Greifswald, einer Patronatskirche der Universität. 1940 folgte die Ernennung zum beamteten Dozenten.
Mit Fragen der Tiefenpsychologie beschäftigte sich Haendler seit dem Ende der zwanziger Jahre. Dabei lehnte er sich an die Auffassungen von Carl Gustav Jung an, mit dem ihn später eine intensive Brieffreundschaft verband. Um eine Zulassung als sogenannter Laienpsychologe zu erhalten, absolvierte er seit 1937 eine Weiterbildung am Deutschen Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie (Leitung: Matthias Heinrich Göring). Das von ihm mehrfach überarbeitete Werk „Die Predigt“ veröffentlichte Haendler 1941 (Neuausgaben 1949 und 1960). In dem Buch plädierte er für die Berücksichtigung tiefenpsychologischer Wirkungsmechanismen in der Homiletik. Obwohl das Buch nicht unumstritten blieb, wurde er dafür von der Universität Berlin 1943 mit einem Ehrendoktorat geehrt. Seit 1943 wirkte Haendler auch als Lazarettseelsorger. Im August 1945 wurde Haendler, der sich aus den kirchenpolitischen Tagesfragen herausgehalten hatte, zum außerordentlichen Professor für praktische Theologie ernannt und im November 1946 zum ordentlichen Professor befördert. 1951 wurde er auf den Lehrstuhl für praktische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin berufen. 1959 trat er in den Ruhestand, hielt aber noch bis 1967 Vorlesungen. Da er im Ruhestand reisen durfte, besuchte er mehrfach C. G. Jung und arbeitete an seinem Spätwerk über die „Meditation als Lebenspraxis“ (1977).

O.: Michaelsbruderschaft; NSLB, NSD-Dozentenbund, SA-Reserve II
Qu.: UAG PA 336 Haendler; R 4901/13265; www.bautz.de; Kerstin Voigt: Otto Haendler - Leben und Werk. Eine Untersuchung der Strukturen seines Seelsorgeverständnisses, Frankfurt a. M. u. a., 1993.