Bücherverbrennung

Die Studenten veranstalteten auch in Greifswald am 10. Mai 1933 eine Bücherverbrennung. Wie an den anderen Hochschulorten war die „Aktion wider den undeutschen Geist“ zentral geplant und das bekannte Plakat mit seinen antijüdischen Thesen wurde auch hier ausgehängt. Auf den Scheiterhaufen auf dem Marktplatz wurden unter dem Absingen von Liedern zuerst die Plakate und Fahnen kommunistischer und sozialdemokratischer Organisationen geworfen, dann folgten die Bücher jüdischer Autoren und angeblicher „Asphaltliteraten“. Der Student, der die Hetzrede hielt, geißelte nicht nur die verbrannten Autoren, sondern leitete auch zu dem über, was er für gute Literatur hielt, nämlich jene, die den „nationalen Willen bejahe“ und helfe, das „Volk zur Einigkeit [zu] verschmelzen“. Die Verbrennungsaktion war, wohl einzigartig im Deutschen Reich, von einer Kampagne „für den deutschen Geist“ begleitet. In mehreren Zeitungsartikeln stellten die Studenten Bücher vor, die aus ihrer Sicht gelesen werden sollten. Auf diese Weise arbeiteten sie den Kontrast von angeblich „guter“ Literatur zu der, die sie ablehnten, um so deutlicher heraus. Empfohlen wurden vor allem Kriegsbücher, etwa von Edwin Erwin Dwinger, Werner Beumelburg und Ernst Jünger. An dieser Kampagne waren auch Professoren beteiligt, der Germanist Bruno Markwardt würdigte zum Beispiel den bleibenden Wert der „Gesinnungsdichtung“, sein Fachkollege Leopold Magon schrieb über den geistigen Gegensatz zwischen „Händler“ und „Held“. Ersterer sei in England zu finden, Letzterer vor allem bei den Deutschen, die willens seien, sich für des „Volkes Wohl“ zu opfern.