Veränderte Studieninhalte

Der Systemwechsel von 1933 schlug sich bald auch im Lehrprogramm der Universität nieder. Bereits im Wintersemester 1933/34 wurden Themen in das Lehrprogramm aufgenommen, die eine breite Öffnung gegenüber der NS-Ideologie signalisierten. In der Theologischen Fakultät las Erdmann Schott über Rassentheorien und christliche Lehrbildung, in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät Walter Hamel über den nationalsozialistischen Staat, Hans Dieter von Gemmingen über nationalsozialistisches Strafrecht und Friedrich Hoffmann bot Übungen über die geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus an. Der Psychologe und Philosoph Heinrich Schole fragte später in den Prüfungen der Lehramtsstudenten die Kenntnis über Adolf Hitlers „Mein Kampf“ und Alfred Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“ ab. Das Militärische nahm breiten Raum ein. An der Philosophischen Fakultät referierte Wilhelm Hartnack über ehrgeographie sowie Grenz- und Auslandsdeutschtum. Generalmajor Walther Wendorff las Wehrwissenschaften, vor allem aber über Aktuelles, etwa den Abessinienkrieg. In den physikalischen Vorlesungen wurden Grundlagen des Segel- und Motorflugs ebenso erörtert, wie ballistische und optische Probleme, zum Beispiel die Funktionsweise von Richtgeräten. „Gaskampf und Gasschutz“ wurden von Medizinern und Chemikern gelesen. Der Direktor des Chemischen Instituts Gerhart Jander erläuterte die Anwendung von Kampfstoffen und berechnete mit den Studenten die notwendige Konzentration von Lost („Gelbkreuz“) zur Kontaminierung eines Schlachtfelds. An der Medizinischen Fakultät trug der Anatom Wilhelm Pfuhl über europäische Vorgeschichte und Rassengeschichte vor, während Günter Just Rassenhygiene und -erziehung thematisierte. Der Dozent Fritz Brauch las Luftfahrtmedizin, andere Kriegschirurgie. Mit der Einführung neuer Lehrinhalte ging die Neu- und Umbildung bestehender Institute, wie auch die Einrichtung neuer Dozenturen seit 1933 einher. Die von Just geleitete Abteilung für Vererbungswissenschaft am Zoologischen Institut wurde aufgewertet, indem sie zum eigenständigen Institut für menschliche Erblehre und Eugenik umgebildet wurde. Hier fertigten Studierende nicht nur genetische Dissertationen an, sondern auch solche, in denen sie die „rassische Zusammensetzung“ der pommerschen Bevölkerung untersuchten. Eine besondere Rolle spielte das Nordische Institut, das in vier selbstständige Institute – das Dänische, das Isländische, das Norwegische und das Schwedische Institut – zergliedert wurde. Gemeinsam mit dem Institut für Finnlandkunde spielten diese Nordischen Institute nicht nur eine wichtige Rolle in der deutschen Kulturpropaganda im Ausland – zu diesem Zweck waren sie nach dem Ende des ersten Weltkrieges ursprünglich gegründet worden – sondern zunehmend auch in der nachrichtendienstlichen Aufklärungsarbeit der NS-Dienststellen in Zusammenarbeit mit den regionalen Gestapo-Leitstellen.