Kurt Herzberg
* 29. April 1896 Berlin
† 15. November 1976 Frankfurt am Main
Vater: Regierungsrat, Professor, Direktor des staatlichen Materialprüfungsamtes in Berlin Dahlem
Konfession: evangelisch
Die Reifeprüfung legte Herzberg 1914 am Realgymnasium in Berlin-Steglitz ab. Vom Kriegsdienst wurde er wegen starker Kurzsichtigkeit zunächst zurückgestellt, so dass er in Berlin das Studium der Medizin beginnen konnte. Er wurde 1917 zur Artillerie eingezogen, leistete dann aber ab Januar 1918 Dienst als Unterarzt im Vereinslazarett Neustadt am Rübenberge. Nach der Entlassung setzte er das Studium in Rostock und Berlin fort. Das Staatsexamen legte er 1920 ab und arbeitete danach im Pathologischen Institut der Charité Berlin. Mit einer Dissertation über einen Fall bemerkenswerter Gefäßveränderungen nach Osteomyelitis wurde er im selben Jahr zum Dr. med. promoviert. 1921 trat Herzberg in die Bakteriologische Abteilung des Reichsgesundheitsamts ein, wo er 1926 mit selbständigen Forschungen über Herpesviren begann. Um sich an der Medizinischen Akademie Düsseldorf für die Fächer Hygiene und Bakteriologie zu habilitieren, wechselte er 1927 auf eine Oberarztstelle am Hygienischen Institut des Städtischen Krankenhauses Düsseldorf. Hier setzte er seine Studien zu Viruserkrankungen fort und wurde 1934 zum außerordentlichen Professor ernannt. Obwohl Herzberg in Düsseldorf denunziert worden war, nominierte ihn die Medizinische Fakultät Greifswald wegen seiner bahnbrechenden Forschungen für den vakanten Lehrstuhl für Hygiene und Bakteriologie. Daher wurde Herzberg 1936 zunächst kommissarischer Direktor des Hygieneinstituts. Erst 1938 folgte die Berufung auf die ordentliche Professur, einen Ruf nach Prag schlug Herzberg 1941 aus. Zugleich leitete er das Medizinische Untersuchungsamt für Vorpommern. Seit 1937 hatte Herzberg Wehrmachtsübungen bei der Sanitätsstaffel Stettin absolviert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Beratender Hygieniker der Wehrmacht in Polen und Lothringen eingesetzt. Nach dem Ende des Frankreichfeldzugs wurde er ins Generalgouvernement beordert, um die Fleckfieberbekämpfung zu unterstützen. Im Oktober 1941 war er beim Oberbefehlshaber Südost (Griechenland) bei der Eindämmung einer Gelbsucht-Epidemie eingesetzt. Seit Kriegsbeginn arbeitete Herzberg mit der Militärärztlichen Akademie zusammen. Aus der Gelbsuchtforschung wurde er herausgedrängt und im Hinblick auf die Entwicklung einer Grippeschutzimpfung kam es zu Rivalitäten und harten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Für seinen Grippeschutzimpfstoff, der mit abgetöteten Viren hergestellt wurde, erhielt er 1945 das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse. Von Oktober 1945 bis Oktober 1946 war Herzberg Seuchenkommissar für Mecklenburg-Vorpommern und dämmte in Zusammenarbeit mit den sowjetischen Sanitätsoffizieren mehrere Epidemien ein. Eine Berufung an die Humboldt-Universität Berlin scheiterte 1947 an Herzbergs Forderungen im Hinblick auf die Ausstattung mit Versuchstieren. 1951 wechselte er als ordentlicher Professor für Hygiene an die Universität Marburg und wurde zugleich zum Direktor des Medizinal-Untersuchungsamtes Marburg ernannt. Der Lehrstuhl für Hygiene und Bakteriologie an der Universität Frankfurt/Main wurde ihm 1956 übertragen. Bei der Entwicklung von Impfsera arbeitete er in Hessen mit den Behring-Werken zusammen.
O.: 1933 SA, Sanitätsoberscharführer, 1937 NSV; Klee: NSLB, NSDÄB;
Qu.: UAG PA 632 Herzberg; Catalogus professorum academiae Marburgensis, Bd. 2, S. 265; Klee, Personenlexikon, S. 248.