Günther Just
* 3. Januar 1892 Cottbus
† 30. August 1950 Tübingen
Vater: Eisenbahn-Oberingenieur
Konfession: evangelisch
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Berlin studierte Just an der Universität Berlin Naturwissenschaften. 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zunächst bei der Infanterie im Westen eingesetzt (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse). Später wurde er im Laboratorium des Beratenden Hygienikers der 18. Armee beschäftigt. Nach der Rückkehr wurde er 1919 an der Universität Berlin mit einer Dissertation über den Nachweis von Mendelzahlen bei Organismen mit niedriger Nachkommenzahl promoviert und erhielt eine Assistentenstelle. 1920 konnte er mit einem Stipendium in der Biologischen Station auf der Insel Helgoland arbeiten, im Jahr darauf erhielt er eine Assistentenstelle am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie. Mit der Schrift „Untersuchungen über Faktoraustausch. Untersuchungen zur Frage der Konstanz der Crossing-over-Werte“ habilitierte er sich 1923 an der Universität Greifswald und erhielt einen Lehrauftrag für Biologie und Vererbungslehre. Nach der Ablehnung eines Rufes an die Universität Santiago de Chile erhielt er 1928 den Titel eines nichtbeamteten außerordentlichen Professors. 1929 wurde ihm die Leitung der neu eingerichteten Abteilung für Vererbungswissenschaft im Biologischen Institut übertragen. Bereits 1933 profilierte er die Ausgründung zum Institut für Vererbungswissenschaft und sorgte noch im selben Jahr für die zukunftsträchtige Umbenennung zum Institut für menschliche Erblehre und Eugenik, zu dessen Direktor er im Dezember 1933 formell bestellt wurde. Die Leitung des Instituts gab Just nicht ab, als er 1937 ins Reichsgesundheitsamt wechselte, wo er die Leitung eines für ihn geschaffenen erbwissenschaftlichen Forschungsinstituts antrat. Zum außerplanmäßigen Professor der Universität Greifswald wurde Just 1939 ernannt. 1942 folgte die Ernennung zum ordentlichen Professor der Universität Würzburg. 1945 entlassen, verbreitete Just anlässlich seiner Entnazifizierung die Legende, dass er von Nationalsozialisten systematisch in seiner Karriere gehemmt worden sei, was jedoch unzutreffend war. 1948 folgte die Berufung auf eine ordentliche Professur für Anthropologie an der Universität Tübingen.
O.: Zum 1. Mai 1933 Aufnahme in die NSDAP (Mitglied Nr. 2 180 259, 1933/34 Ortsgruppenschulungsleiter Greifswald-Ost, förderndes Mitglied der SS, RLB; nach dem Umzug nach Berlin ab 1937 Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP
Qu.: UAG PA 229 Just; BA Berlin R 4901/23491 und 13267; UAG Phil. Fak. I Nr. 425; Der Erbarzt Nr. 5, 1936, S. 65; Felbor, Ute: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945, Würzburg 1995.