Kurt Wilhelm Kästner
* 7. Mai 1893 Cröbern (Sachsen)
† 10. Juni 1976 Müllheim (Baden)
Vater: Bauer
Konfession: evangelisch-lutherisch
Wilhelm-Kästner besuchte ein Realgymnasium in Leipzig und legte 1913 das Abitur ab. Danach begann er das Studium der Naturwissenschaften. Im August 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zu einem Gardeschützenbataillon und war überwiegend an der Westfront eingesetzt (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse, dem Ritterkreuz des sächsischen Albrechtsordens und dem Österreichischen Militärverdienstkreuz III. Klasse). Nach der Demobilisierung studierte er Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie in Marburg, Berlin und wieder Marburg. 1921 wurde er mit einer Studie über die Elisabethkirche zu Marburg zum Dr. phil. promoviert. Danach war er Hilfsassistent am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Berlin und erhielt 1923 eine Stelle als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Folkwang-Museum Essen. Im Jahr darauf habilitierte er sich mit einer erweiterten Fassung seiner Dissertation an der Universität Münster. Als Kustos des Folkwang-Museums trat er in nähere Beziehung zu zeitgenössischen Künstlern, zugleich produzierte er mehrere Schriften für den Markt, die über das Niveau des Baedekers nicht hinauskamen. Angesichts der finanziell schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt sah der zuständige Ordinarius darüber hinweg und setzte Wilhelm-Kästners Ernennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor 1931 durch. Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten am Folkwang-Museum verlor auch Wilhelm-Kästner seine Anstellung. Von dem Vorwurf ein „Kulturbolschewist“ zu sein, konnte er sich jedoch rasch reinwaschen. Da er das SA-Sportabzeichen erwarb, um Aufnahme in die NSDAP nachsuchte und sich außerdem als Offizier des Heeres reaktivieren ließ, galt er als berufungsfähig. Zum 1. Februar 1937 wurde Wilhelm-Kästner zum ordentlichen Professor für Kunstgeschichte an der Universität Greifswald berufen. Hier amtierte er ab 1938 als Rektor, verzichtete aber darauf, eigene Akzente zu setzen. Nach der Berufung publizierte er auch keine, möglicherweise kompromittierenden Schriften mehr, sondern trat – etwa bei einer dubiosen Publikation über Caspar David Friedrich – nur noch als Herausgeber auf. Zum Kriegsdienst reaktiviert wurde Wilhelm-Kästner im Herbst 1939. Unter anderem war er in Frankreich und beim Kunstschutz in Italien eingesetzt. Auf seinen Wunsch hin wurde er 1942 als ordentlicher Professor an die Universität Hamburg versetzt, wo er als aktiver Nationalsozialist 1945 entlassen wurde. Gegen die Entlassung legte er 1947 erfolgreich Berufung ein, so dass er bis zur Emeritierung wieder an der Universität Hamburg las.
O.: Am 1. Juli 1933 Eintritt in die Motor-SA, überführt in NSKK, Obertruppführer; NSV; zum 1. Mai 1937 Aufnahme in die NSDAP (Mitglied Nr. 4 105 441); NSLB, überführt in NSD-Dozentenbund, Dozentenbundführer Greifswald, stellv. Gaudozentenbundführer Pommern
Qu.: UAG PA Nr. 272 Wilhelm-Kästner; Museum Folkwang: Akte Kurt Wilhelm-Kästner; BA R 4901/13280 Karteikarte Wilhelm-Kästner, Karteikarte in der NSDAP-Ortskartei; StAHH 361-6, Nr. IV, 2061 (Personalakte der Universität Hamburg, darin Prozessunterlagen).