(Henry) Heinrich Lauber
* 24. Oktober 1899 Kassel
† 19. März 1979 London
Vater: Generaldirektor der Hohenlohewerke
Konfession: evangelisch
Lauber besuchte das Wilhelmsgymnasium in Kassel und legte das Notabitur ab. Er wurde 1917 eingezogen, kam aber durch eine langwierige Darmoperation nicht mehr an die Front. Später erkrankte er an Lungentuberkulose und erblindete nach einer Netzhauterkrankung einseitig. Das Studium der Medizin absolvierte Lauber in Marburg, Göttingen und Freiburg. Das praktische Jahr verbrachte er in Freiburg und München. Danach volontierte er am Pharmakologischen Institut in München und wurde dort 1925 mit der Dissertation „Wertbestimmung von Herba Adonis Vernalis und Herba Convallaria“ promoviert. Anschließend arbeitete Lauber als Assistenzarzt am Physiologischen Institut der Universität Basel. 1926 erhielt er eine Stelle als Assistenzarzt an der Universitätsklinik Greifswald und wurde von Gerhardt Katsch 1929 übernommen. Zunächst forschte Lauber zur pharmakologischen Beeinflussung des Herzrhythmus. Gemeinsam mit Paul Wichels führte er mehrere biochemische Studien zur Behandlung des Diabetes mit Insulin durch. Im Juli 1932 habilitierte sich Lauber mit der Arbeit „Arterielle Blutströmung in normalem und krankhaftem Zustand“. Seine Lehrprobe hielt er über „Die Größe der Herzleistung“. Da er nach dem Berufsbeamtengesetz als sogenannter Halbjude galt, suchte Lauber 1933 zunächst um eine Ausnahmegenehmigung zur Weiterbeschäftigung nach, die nicht gewährt wurde. Daraufhin bat er um Beurlaubung für drei Monate und emigrierte nach England. Nach der Absolvierung weiterer medizinischer Studien und Prüfungen erhielt er dort die Zulassung als Arzt. 1935 wurde er am German Hospital in London angestellt. Das gesamte deutsche Personal wurde 1940 zunächst auf der Isle of Man interniert. Lauber kam 1941 frei, konnte wieder als Arzt arbeiten und wurde 1946 eingebürgert. 1947 wurde er Chefarzt der inneren Abteilung des Krankenhauses und baute nebenbei eine umfangreiche kardiologische Privatpraxis auf.
Qu.: UAG PA 1437 Lauber, Lebenslauf in: MF I, Nr. 84, K 392; Welker, Lexikon Greifswalder Hochschullehrer, S. 133f., Günter Ewert und Ralf Ewert: Emigrant Heinrich Lauber, in: Dies.: Emigranten der Medizinischen Universitätsklinik Greifswald in der Zeit des Nationalsozialismus, Berlin 2011; S. 72–101.