Carl Engel

Quelle: Archiv

* 2. Oktober 1895 Magdeburg
† 25. Januar 1947 Lager Fünfeichen bei Neubrandenburg
Vater: Kaufmann
Konfession: evangelisch

Das Gymnasium besuchte Engel in Magdeburg. Er studierte ab 1913 in München Philosophie und Naturwissenschaften. Ab 1914 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil (befördert zum Vizefeldwebel, ausgezeichnet u. a. mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem Verwundetenabzeichen in schwarz). 1918 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung absolvierte er eine Buchhändlerlehre und arbeitete danach als Prokurist einer Buchhandlung. Seit 1925 publizierte er regelmäßig über Funde und Bodendenkmäler in Mitteldeutschland. Eine Stelle als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Magdeburger Museum für Natur- und Heimatkunde erhielt er im Oktober 1927. Im Wintersemester 1927/28 setzte er das Studium an der Universität Tübingen als Werkstudent fort, wo er 1928 mit einer Dissertation über steinzeitliche Funde im Mittelelbegebiet zum Dr. rer. nat. promoviert wurde. 1929 wechselte Engel als Assistent zum Prussia-Museum in Königsberg. In Ostpreußen führte er mehrere Grabungen durch u. a. 1929 bis 1931 im Gräberfeld von Linkuhnen bei Tilsit. Gemeinsam mit dem Direktor des Westdeutschen Provinzialmuseums Wolfgang La Baume publizierte er 1937 einen Fundkartenatlas für das südliche Baltikum („Kulturen und Völker der Frühzeit im Preußenlande“). Zu diesem Zeitpunkt war Engel bereits seit 1934 an der Herder-Hochschule Riga als Dozent tätig und hatte den Professorentitel erhalten. Die Beförderung zum ordentlichen Professor folgte 1937. Nach dem Tod Wilhelm Petzschs wurde Engel mit der Vertretung der vakanten Professur für Vorgeschichte in Greifswald betraut, zugleich leitete er weiterhin sein Institut an der Herder-Hochschule. Im Juli 1939 wurde er zum ordentlichen Professor und Direktor des Seminars für Vorgeschichte in Greifswald ernannt. Zugleich wurde er Leiter der zum 1. April 1939 neu gebildeten Greifswalder Außenstelle des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald. Mit dem Beginn des Kriegs gegen die Sowjetunion wurde Engel im Juni 1941 zum Leiter der Vorgeschichtlichen Forschungen im Reichskommissariat Ostland ernannt und dem Amt IIa Wissenschaft und Kultur des Reichskommissariats zugewiesen, das die baltischen Länder und Weißrussland umfasste. Hier etablierte Engel eine Struktur von Landesmuseen nach preußischem Muster, zu deren Leitern er einheimische Forscher ernannte. Zugleich unterstütze er Ad-hoc-Grabungen und die Plünderungen des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg, um ideologisch nutzbare Ergebnisse etwa zur germanischen Siedlung und zu den Herrschaftsverhältnissen im frühmittelalterlichen Russland zu erhalten. Im April 1942 wurde Engel zum Rektor der Universität Greifswald ernannt (Nachfolge Wilhelm-Kästner). Durch die Tätigkeit im Reichskommissariat Ostland – und deren Abwicklung 1944, durch Konflikte mit nationalsozialistischen Aktivisten und organisatorische Arbeiten überlastet, gelang es ihm nicht, eigene Akzente in der Verwaltung der Universität zu setzen. Engel organisierte jedoch eine unbürokratische Fürsorge für deutschfreundliche Flüchtlinge aus dem Baltikum und ermöglichte ihnen ebenso wie nationalsozialistisch exponierten Dozenten die Flucht in Gebiete, die von den Westalliierten besetzt wurden. An der Kapitulation der Stadt Greifswald war Engel maßgeblich beteiligt, das Rektorenamt räumte er am 14. Mai nach einem Gespräch mit einem Offizier der Roten Armee. Im Juli 1945 wurde Engel verhaftet. Er starb, ohne angeklagt worden zu sein, im Lager Fünfeichen.

O.: 1933 Aufnahme in die NSDAP (Mitglied Nr. 2 306 461), Schulungsredner, Hauptlehrer für Vor- und Frühgeschichte an den Ordensburgen der NSDAP; Beisitzer des Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte 
Qu.: UAG PA 214 Engel; R 4901/13262 Karteikarte Engel; Klee, Lexikon, S. 136; Mangelsdorf; Günter: Zwischen Greifswald und Riga. Auszüge aus den Tagebüchern des Greifswalder Rektors und Professors der Ur- und Frühgeschichte, D. Carl Engel, vom 1.