Rudolf Gross

Quelle: Archiv

* 22. Oktober 1888 Gaustadt bei Bamberg
† 12. Juli 1954 Greifswald
Vater: Baumeister
Konfession: römisch-katholisch

Volksschule und humanistisches Gymnasium absolvierte Gross in Bamberg. Nach der Reifeprüfung (1909) studierte er in Jena und Rostock Naturwissenschaften, besonders Geologie, Mineralogie und Physik. 1913 wurde er mit einer Studie zur Entstehung des Warnowtals von Eickhof bis Rostock an der Universität Rostock zum Dr. phil. promoviert und erhielt eine Assistentenstelle am Mineralogisch-Geologischen Institut der Universität. Ab Herbst 1913 war er Assistent am Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität Leipzig. Im Herbst 1914 wurde Gross eingezogen und wurde als Soldat an der Westfront im Februar 1915 verschüttet. Seitdem militärdienstuntauglich zog er sich ganz in die Wissenschaft zurück. Ab dem Sommersemester 1916 war er erneut Assistent am Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität Leipzig tätig. Zum Sommersemester 1918 wechselte Gross an die Universität Greifswald, wo er im selben Jahr mit einer Studie „Zur Theorie des Wachstums und der Lösung kristalliner Materie“ habilitiert wurde. Bereits 1919 erhielt er einen Ruf auf eine planmäßige außerordentliche Professur an der Universität Hamburg. Seit 1921 arbeitete er auch für die Studiengesellschaft für elektrische Beleuchtung (Osram-Gesellschaft) und untersuchte die Kristallbildung in Metallen, die auch bei hohen Temperaturen nicht schmolzen, vor allem das in Glühlampen eingesetzte Wolfram. Nach Greifswald, wo er eine ordentliche Professur für Mineralogie und Petrographie erhielt, kehrte Gross 1922 zurück. 1926 lehnte er einen Ruf nach Königsberg ab und wurde 1928 zum planmäßigen ordentlichen Professor und Direktor des Mineralogisch-Petrographischen Instituts Greifswald ernannt. Während des Zweiten Weltkriegs waren Gross’ Forschungen zur Kristallographie und Strukturlehre als kriegswichtig eingestuft. Auch die Forschungen zum piezoelektrischen Effekt und zur Kristallzüchtung galten als kriegswichtig, wurden aber als Grundlagenforschung nicht explizit gefördert. 1945 wurde Gross wegen seiner Fördermitgliedschaft in der SS entlassen, aber mit einem Forschungsauftrag zum Nährstoffgehalt der Böden weiterbeschäftigt. Die Wiederbeschäftigung folgte 1947. 1948 wurde er zum Rektor gewählt. Am 10. Juli 1954 wurde Gross vorfristig emeritiert, zwei Tage später starb er an einem, so die Kaderakte, „Unglücksfall“.

O.: Seit 1934 Förderndes Mitglied der SS, 1939 vom ADAC in das NSKK überführt; 1948 Aufnahme in die SED.
Qu.: UAG PA 218 Gross; zum Tod vgl. Bd. 2, Bl. 89; Phil. Fak. 349, Bl. 33–43;  BA Berlin R 4901/13264 Karteikarte Gross; NDB, Bd. 7, 1966, S. 145.