Wolfgang Stammler

* 5. Oktober 1886 Halle (Saale) 
† 3. August 1965 Hösbach bei Aschaffenburg
Vater: Universitätsprofessor, Jurist
Konfession: Deutsche Glaubensbewegung, vorher evangelisch

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Halle studierte er Germanistik, Philosophie und Geschichte in Berlin, Leipzig und Halle. Hier wurde er mit einer Arbeit über ein Theaterstück aus der Epoche des Sturm und Drang 1908 zum Dr.phil. promoviert und legte das Staatsexamen für das Lehramt ab. Das Referendariat absolvierte er in Wernigerode und Halle, den Dienst als Einjährig Freiwilliger leistete er in einer Maschinengewehrkompanie. 1912 wurde er zum Reserveoffizier ernannt. Bereits 1911 trat Stammler eine Stelle als Oberlehrer an der Leibniz-Schule in Hannover an. 1914 habilitierte er sich an der TH Hannover mit einer Studie über den Dichter und Redakteur Mathias Claudius. Ab 1914 leistete Stammler Kriegsdienst und wurde mehrfach verwundet und hoch dekoriert, u. a. mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse. 1918 als Oberleutnant der Reserve entlassen, erhielt er im August 1918 eine Stelle als beamteter Dozent an der Universität Dorpat und wurde im Dezember 1918 mit dem Professorentitel geehrt. Von Februar 1919 bis September 1920 kämpfte Stammler im Freikorps Hülsen, u. a. in Braunschweig und Mitteldeutschland. 1923 wurde er an das Herder-Institut in Riga berufen, 1924 wechselte er auf die ordentliche Professur für Germanische Philologie in Greifswald. Stammler wandte sich hier verstärkt den Schriften des Mittelalters zu und nutzte sein enzyklopädisches Wissen zur Initiierung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte (1925–1933) und des pommerschen Wörterbuchs. 1931 hielt Stammler Gastvorlesungen in London, Oxford und Paris. Durch die Trennung von seiner Frau Hildegard, geb. Loening, Enkelin des Verlagsbuchhändlers Carl Friedrich Loening, geriet Stammler in eine finanzielle Schieflage. Außerdem wurde er aus politischen Gründen denunziert. Im Dezember 1936 wurde Stammler aufgrund von § 6 BBG (Vereinfachung der Verwaltung) in den Ruhestand versetzt. Mit dem Verlagsvertrag zur Herausgabe des Verfasserlexikons zur deutschen Literatur des Mittelalters baute er sich eine Existenz als Privatgelehrter auf.
Ab 1938 absolvierte Stammler Reserveübungen bei der Luftwaffe und wurde 1940 in Norwegen eingesetzt. 1942 begab er sich in ein Lazarett, im November 1942 wurde er wegen des unberechtigten Tragens von Orden verurteilt und im Wehrmachtsgefängnis Torgau inhaftiert. Nach 1945 lebte Stammler in Hößbach bei Aschaffenburg, 1951 wurde er als Professor an die Universität Freiburg im Üechtland (Schweiz) berufen.

O.: Oktober 1933 Eintritt in die Marine SA, Rottenführer, NSLB
Qu.: UAG PA 266 Stammler, K 734; BA Berlin R 4901/13277; Eintrag im historischen Lexikon der Schweiz auf: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11688.php.