Konrat Ziegler

Quelle: Archiv

*12. Januar 1884 Breslau 
† 8. Januar 1974 Göttingen
Vater: Kaufmann
Konfession: evangelisch, ab 1931 ohne

Ziegler besuchte das Elisabethgymnasium in Breslau und legte 1902 die Reifeprüfung ab. Ab 1902 studierte er Klassische Philologie und Alte Geschichte in Breslau. 1905 wurde er mit einer Dissertation zu den Gebetsformen der Griechen zum Dr. phil. („De precationum apud Graecos formis questiones“) promoviert. 1907 wurde er nach Vorlage einer Studie über „Die Überlieferungsgeschichte der vergleichenden Lebensbeschreibungen Plutarchs“ in Breslau habilitiert. 1910 erhielt er dort eine außerordentliche Professur. Ab 1915 wurde er militärisch ausgebildet und im Frontdienst eingesetzt (befördert zum Vizefeldwebel). 1917 als Dolmetscher zum Nachrichtenoffizier bei der 2. Bulgarischen Armee kommandiert. Hier machte er die Kämpfe in Ostmazedonien mit (ausgezeichnet mit dem bulgarischen Militärverdienstorden VI. Klasse). Von März bis Oktober 1918 war er Presseattaché bei der deutschen Gesandtschaft in Sofia. 1920 erhielt er in Breslau eine persönliche ordentliche Professur. 1923 wurde er auf einen Lehrstuhl für Klassische Philologie an die Universität Greifswald berufen, wo er 1928/29 das Rektorat innehatte. Wegen seines parteipolitischen Engagements wurde er am 2. Mai 1933 beurlaubt und am 2. Oktober 1933 aufgrund von § 4 Berufsbeamtengesetz entlassen. 1934 zog Ziegler nach Berlin um. 1938 wurde er wegen Beteiligung an Devisenvergehen verhaftet und 1939 zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt, er hatte einem jüdischen Bankier beim Transfer seines Privatvermögens ins Ausland geholfen. Nach der Verbüßung der Strafe wurde ein Dienststrafverfahren gegen ihn geführt, mit dem Ziel, ihm die Beamtenpension abzuerkennen. Die Kammer kam jedoch zu dem Schluss, dass Ziegler dem Staat zwar geschadet habe, ihm jedoch der „Wille“ dazu gefehlt hätte. Schon das Urteil habe festgestellt, dass sich die Tat „nur durch eine starke Dosis Weltfremdheit, gepaart mit außergewöhnlicher Hilfsbereitschaft“ erklären ließ. 1943 ausgebombt, siedelte er nach Freiheit bei Osterrode im Harz über. Dort versteckte er einen flüchtigen ehemaligen Greifswalder Kollegen, wofür ihm die Gedenkstätte Yad Vashem postum den Titel eines Gerechten unter den Völkern verlieh. Nach der Besetzung Osterrodes wurde Ziegler von den Briten zum Landrat ernannt. 1946 erteilte ihm die Universität Göttingen einen Lehrauftrag, sah von einer Berufung des jetzt 62jährigen aus „Altersgründen“ aber ab. Rufe nach Greifswald und Leipzig lehnte er ab, zumal er 1946 der SPD beigetreten war, die es in der Sowjetischen Besatzungszone nicht mehr gab. 1953 wurde Ziegler auf dem Wiedergutmachungsweg nach dem Bundesentschädigungsgesetz das Gehalt eines Emeritus zugesprochen. Erst 1966 erhielt er die Rechte eines entpflichten Hochschullehrers der Universität Göttingen.

O.: In Breslau Mitglied des Vereins für das Deutschtum im Ausland; bis 1931 Mitglied der deutschen Friedensgesellschaft; DDP, 1946 SPD, Ratsherr in Göttingen
Qu.: UAG PA 196 Ziegler, Welker, Lexikon, S. 247 f. Szabo, Vertreibung, S. 114 ff.